Die Entwicklungsgeschichte der NSU MAX |
Nachdem 1948 die Alliierten das Verbot für die Neuentwicklung von
Verbrennungsmotoren über 60 cm³ aufgehoben hatten, brachten die NSU-Werke in
Neckarsulm 1949 das Modell "FOX" auf den Markt. Die FOX hob sich vom übrigen
NSU-Programm, das aus den Typen QUICK, 125 ZDB und 251 OSL bestand, in vielen
Punkten ab. Ungewöhnlich war nicht nur der 98 cm³ ohv Motor mit ca. 6 PS,
sondern auch das Vollschwingenfahrwerk mit hinterer Zentralfeder, dessen
tragendes Teil ein Pressstahlrahmen war. Bis auf die von 1951 bis 1954 gebauten
KONSUL Modelle hatten alle NSU Neuentwicklungen diese Rahmenbauart.
Kernstück der MAX ist der von
Albert Roder (1896 - 1970) entwickelte 250 cm³ Motor,
dessen Leistung anfangs mit 15 PS (11 kW) angegeben wurde. Ein hoher Wert,
bedenkt man, dass die durchschnittliche Leistung anderer 250 cm³ Motorräder zu
dieser Zeit bei ca. 12 PS lag. Mitverantwortlich für die Stärke des Motors ist
die Ventilsteuerung durch eine obenliegende Nockenwelle, eine bis dato fast nur
bei Sportmotoren angewandte Bauform. Der Nockenwellenantrieb besteht aus zwei
Doppelexzenterwelle und zwei Pleuelstangen. Die Exzenter der Wellen sind um 90°
gegeneinander versetzt. Die untere Exzenterwelle ist durch einen
Mitnehmerbolzen mit dem Zwischenrad, die obere auf gleiche Art mit der
Nockenwelle gekoppelt. Die beiden Pleuelstangen sind auf den Exzentern in
Bronzebuchsen gelagert und übertragen die Drehbewegung synchonisiert auf die
Nockenwelle. Um die Wärmeausdehnung von Zylinder und Zylinderkopf
auszugleichen, ist die Nockenwelle in einem Gehäuse schwenkbar gelagert und an
der linken Seite durch ein feststehendes Abstandspleuel mit dem Motorgehäuse
verbunden. Dieses System wurde für NSU unter dem Namen ULTRAMAX-Ventilsteuerung
geschützt. Es wurde später noch bei der SUPER FOX, der MAXI und dem
Zweizylinder-PRINZ verwendet.
Mit 15 PS war der Motor aber keinesfalls an
seiner Leistungsgrenze; die Serienexemplare der Standard- und Spezial-MAX waren
mit 17 PS (12,5kW), die der Supermax mit 18 PS (13,3 kW) angegeben. Der
Sportmax-Motor leistete sogar bis zu 29 PS (21,3 kW), obwohl er prinzipiell den
gleichen Aufbau hatte.
Die MAX kam im Frühjahr 1953 offiziell in den
Handel und verkaufte sich im ersten Jahr fast fünfundzwanzigtausend Mal. Auch
1954 und '55 wurde diese Stückzahl erreicht. Aber bereits 1956 stagnierte der
Zweiradmarkt und die Produktionszahlen fielen in den Keller. Gebaut wurden
schließlich 81.647 Standard- und Spezial-Mäxe bis 1956, gefolgt von 15.473
Supermäxen bis 1963. Außerdem verließen 2.756 Maschinen vom Exporttyp MAX 300
in den Jahren 1955/56 die Neckarsulmer Werkshallen. Von einer Produktion im
eigentlichen Sinne konnte in den letzten beiden Verkaufsjahren nicht mehr die
Rede sein, die Motorräder wurden aus Lagerteilen montiert.
Die MAX
war in ihrem ersten Jahr zum Barpreis von 1.990,- DM zu haben. Auch Ratenkauf
konnte nach einer Mindestanzahlung von 590,- DM gewählt werden. Der Preis blieb
für die im September 1954 vorgestellte MAX-Spezial stabil, das Standard-Modell
wurde weiter verkauft und kostete 295,-DM weniger. 1956 war es die MAX-Spezial,
die mit 195,- DM Abschlag angeboten wurde. 1958 gab es die Supermax für 2076,-
DM, um bis 1962 auf 2146,- DM zu klettern. Die Maschine war dennoch, gemessen an
Kaufkraft und Durchschnittseinkommen, billiger geworden.
Obwohl NSU auf
der Internationalen Fahrrad- und Motorrad-Ausstellung 1962 in Frankfurt neben
diversen Quickly- und Rollermodellen die MAXI und die Supermax zeigte, wurde der
Verkauf ein Jahr später eingestellt. In Jugoslawien war in der Zwischenzeit eine
NSU Produktion bei der Firma
Tito Vogosce (Pretis) in Sarajewo angelaufen. Laut NSU-Bilderdienst 7/57
verließen dort 110 Supermäxe täglich das Band.
(aus Stephan Thum, NSU Max 1952 - 1962, Alle Ausführungen)
In diesem Artikel erfahrt ihr etwas über den Mann der die Max konstruiert hat und was
er alles sonst noch so bei NSU entworfen und gebaut hat.
Allgemeines: | ||
Hersteller: | NSU Motorenwerke AG, Neckarsulm | |
Typ: | 251 OSB | |
Verkaufsbezeichnung: | MAX | |
Motor: |
||
Bohrung: | 69 mm | |
Hub: | 66 mm | |
Hubraum: | 247 ccm | |
Verdichtung: | 1:7,4 | |
Leistung: | 17 PS (13 kW) | Supermax: 18 PS |
bei Drehzahl: | 6500 1/min | Supermax: 7000 1/min |
Fahrwerk: |
||
Radstand: | 1311 mm | |
Gesamtlänge: | 2051 mm | |
Leergewicht: | 155 kg | Standardmax |
165 kg | Spezialmax und Supermax | |
Zulässiges
Gesamtgewicht: |
310 kg | Standardmax |
314 kg | Spezialmax und Supermax | |
Höchstgeschwindigkeit: | 116 km/h | Mit 2 Personen |
126 km/h | Mit 1 Person langliegend |
Die angegebenen Höchstgeschwindigkeiten sind
Werksangaben. Man sollte dabei beachten, dass für solche Messfahrten Fahrer mit
Jockey-Statur und eng anliegender Lederkombination eingesetzt wurden.
Für Österreich gab es aus zollrechtlichen Gründen einen besonderen Motor für die Max mit 297 ccm Hubraum. Der Grund lag darin, dass Österreich seine eigene Motoradproduktion (PUCH) schützen wollte und daher für alle importierten Motorräder mit weniger als 275 ccm Hubraum saftige Einfuhrzölle verlangte. NSU und auch andere Firmen umgingen diese Zölle damit, dass sie ihre 250er für Österreich mit 300 ccm Hubraum anboten. Die Österreich-Version hieß offiziell "301 OSB" und wies folgende technischen Daten auf (In Klammern die Daten der normalen 250er MAX):
Typ | NSU 301 OSB | (NSU 251 OSB) | |
Hubraum | 297 ccm | (247 ccm) | |
Bohrung | 72 mm | (69 mm) | |
Hub | 73 mm | (66 mm) | |
Leistung | 21 PS / 6600 1/min | (17 PS/6500 1/min bzw. 18 PS/7000 1/min) | |
Verdichtung | 7,6 | (7,4) | |
Zündzeitpunkt | 8,4 mm vor o.T. | (7,6 mm vor o.T.) | |
Vergaser | BING 2/27,5/5 bzw. /7 | (BING 2/26/25 bzw. /55) |
Der "Österreichmotor" ist heute bei Maxfahrern sehr gesucht. Er ist (im Gegensatz zum 250er) langhubig und bietet reichlich Drehmoment von unten. Man erkennt ihn äußerlich an einer eingeschlagenen "3" oberhalb der Motornummer und (nicht immer) an einer eingegossenen "300" vorn am Zylinderfuß.
Warum dieser hervorragende Motor nicht auch in Deutschland angeboten wurde? Ganz
einfach, er wäre unverkäuflich gewesen. Für eine 300er Maschine wäre der
"große" Führerschein der Klasse 1 erforderlich gewesen, während viele
Maxfahrer in den 50er Jahren nur den "Vierer" besaßen, der zum Führen von
Fahrzeugen bis 250 ccm berechtigte. Außerdem wäre der 300er in die höhere
Versicherungsklasse gekommen. Also unverkäuflich...
Modell |
Bauzeitraum |
Stückzahl | Fahrgestellnummer |
Standardmax |
1952 - 1954 | ca. 40.900 |
1 234 063 - 1 274 973 |
Spezialmax |
1954 - 1956 | ca. 40.000 |
1 274 974 - 1 830 800 |
Supermax |
1956 - ca. 1963 | 15.473 |
1 830 801... |
Obwohl die Supermax die längste Zeit gebaut wurde, wurden nur ca. 15.473 Stück
produziert, während von der Standard- und der Spezialmax zusammen immerhin über 81.000
Stück gebaut wurden.
Dies hängt damit zusammen, daß der Markt für Motorräder in Deutschland ab etwa 1954
völlig zusammenbrach.
Genau genommen sind es natürlich die Sporterfolge der schnellen Schwestern der MAX: Der Zweizylinder-Rennmax, der Sportmax und der Geländemax. Aber besonders die Sportmax und die Geländemax sind doch hinreichend seriennah, so dass ein wenig von ihrem Ruhm auch auf die Serienmäxe abfällt.
Stand: 26.10.2022